Selten war er so frech wie heute. Die Bockigkeit unseres siebenjährigen Sohnes verdarb uns ausgerechnet an diesem Urlaubstag die gute Laune. Ständig widersprach er uns. Dann weigerte er sich, trotz strömenden Regens eine Regenjacke anzuziehen. Statt mit uns gemeinsam zu gehen, blieb er dauernd weit hinter uns zurück. Den ganzen Tag über testete er, wie stark unsere Nerven waren. Am Abend entdeckte der Junge bei einem Spaziergang im Park ein Geländer, über das er gerne balancieren wollte. Schon hörte ich seine Frage: »Papa, kannst du mich bitte festhalten?« Ich nutzte meine Chance, noch einmal sein bockiges Verhalten an diesem Tag anzusprechen: »Hast du keine Angst, dass ich dich jetzt einfach fallen lasse, weil du heute so ungezogen warst?« Als er verneinte, fragte ich weiter, warum er sich da so sicher sei. Die Antwort kam ganz spontan: »Weil du mich lieb hast!« Diese Reaktion hat mich gefreut. Mein Sohn hatte verstanden: »Ich muss mir die Liebe meines Vaters nicht durch gutes Benehmen verdienen. Er hält mich fest, auch wenn ich ungehorsam war.«
Damit hatte er eine Entdeckung gemacht, die noch viel mehr für Gott gilt. Wie oft lehnen wir Menschen uns gegen Gottes Gebote auf, sind ungehorsam und gehen zu ihm auf Distanz. Doch Gott ist geduldig und gibt uns nicht auf. Statt uns für immer fallen zu lassen, streckt er seine Hand nach uns aus. Die ausgebreiteten Arme des Herrn Jesus Christus am Kreuz zählen zu den stärksten Beweisen der Liebe Gottes. Zu ihm dürfen wir jederzeit kommen - nicht weil wir es verdient hätten, sondern weil er uns liebt. Doch die entscheidende Frage ist: Ergreife ich die Hand, die er mir anbietet?
Andreas Droese