»Nichts wirkt beleidigender als die Wahrheit.« So stand es auf dem Blatt, das mir eine Frau bei meinem letzten Kuraufenthalt zum Abschied in die Hand drückte. Etwas überrascht schaute ich auf das Blatt, dann auf die Frau, die sich allerdings gleich verabschiedete. Während ich das restliche Brötchen auf meinem Teller verzehrte, erinnerte ich mich, dass ich einige Tage zuvor ein längeres Gespräch mit ihr gehabt hatte. Dabei sprachen wir über manche familiären Probleme. Ich hatte ihr empfohlen, die angesprochenen Dinge zu klären. Auch ein Hinweis auf eine bewusste Hinwendung zu Gott war dabei. Außerdem empfahl ich ihr, regelmäßig die Bibel zu lesen. Und nun dieses Blatt mit der Wahrheit.
Es ist schmerzhaft, mit eigenen Fehlern konfrontiert zu werden. Wir lassen uns nicht gerne zurechtweisen. Aber wer der Wahrheit nicht ins Auge schaut, wird irgendwann doch von ihr eingeholt. Und dann?
Könnte es sein, dass wir deshalb so zögerlich in der Bibel lesen, weil uns darin ein Spiegel vorgehalten wird? Ist der Glaube an Jesus Christus deshalb so anstößig, weil Jesus selbst die personifizierte Wahrheit ist?
Ja, es tut weh, zu erkennen: Ich bin ein Sünder und kann vor Gott nicht bestehen. Die andere Seite ist: Durch den Glauben an Jesus Christus kann ich vor Gott gerecht werden. Beide Wahrheiten werden mir in der Bibel aufgezeigt. Jesus Christus ist dafür am Kreuz von Golgatha gestorben. Auch sagt er nicht nur die Wahrheit, sondern ist selbst die Wahrheit. Das heißt: Er bürgt mit seiner Person für die Wahrheit. Ich kann ihm vertrauen und entdecke dabei: »Die Wahrheit ist nicht beleidigend, sondern macht frei.« Walter Ulmer