Als Lehrer beobachte ich immer wieder, wie sich Schüler verhalten, nachdem sie sich danebenbenommen haben. So lange wie möglich streiten sie jegliche Schuld ab, wozu sie sich die verrücktesten Lügen einfallen lassen. Nachdem ein Schüler seinen Mitschüler mit dem Messer bedroht hatte, gab er bei der Polizei vor, er hätten ihm nur helfen wollen, dessen Chipstüte zu öffnen. Irgendein »Reflex« in ihm änderte die Tatsachen so, dass er gut dastand. Hat man einen Schüler mal von einer Tat überführt, kommt meist nur ein widerwilliges »Sorry« über seine Lippen. Bei einem »Tut mir leid« kommt es mir oft vor, als wäre es nur Selbstmitleid wegen der bevorstehenden Strafe. Oft hört man auch: »Ich entschuldige mich, wenn ich nicht bestraft werde.« Wirkliche Reue ist das natürlich auch nicht.
Die Zöllner zur Zeit Jesu waren Volksverräter und oftmals Betrüger. Doch der im Tagesvers beschriebene Zöllner hatte seine Schuld erkannt und bat jetzt um Gnade. Jesus sagt über ihn, dass er gerechtfertigt in sein Haus ging. Gott hatte seine Bitte um Entschuldigung angenommen - einfach so. Es war sicher recht demütigend für ihn gewesen, zu Gott zu kommen. Er kam nicht, um gute Werke und ein moralisch gutes Leben vorzuweisen. Er kam mit aufrichtiger Reue. Er wusste, dass er allein von der Gnade Gottes abhängig war, und kam zu Gott, denn der hat zugesagt, jede aufrichtige Bitte um Entschuldigung anzunehmen. Es ist unangenehm, die eigene Schuld zuzugeben, aber es führt kein Weg dran vorbei. Wer sich und andere fälschlich von seiner Unschuld überzeugt, hat es am Ende noch mit Gott zu tun. Nur wer seine eigene Schuld bekennt, entgeht dem Urteil Gottes.
Andreas Burghardt