Die Frage, was denn Wahrheit sei, hat einen römischen Staatsbeamten weltberühmt gemacht, nämlich Pontius Pilatus. Mit ihr ist er in die Bibel geraten, und zwar im Zusammenhang mit dem bedeutendsten Geschehen der Welt, der Kreuzigung Jesu.
Die Frage nach Wahrheit bewegt die Menschen bis heute. Voriges Jahr haben der Theologe Jüngel und der Karlsruher Philosoph Sloterdijk über diese Frage diskutiert. Sie waren sich schnell einig, dass Wahrheit oft mehr ist als die »Übereinstimmung von Urteil und Sache«. Das ist ja schon nicht wenig, wenn ich behaupte, dass die Erde sich z.B. um die Sonne dreht und ich das beweisen kann. Aber auch der Arzt hat Recht, wenn er sagt: »Die Medizin ist heilsam, sie hat dem Patienten geholfen.« Selbst wenn er nicht weiß, wie. Ganz im Geheimen hat er vielleicht die Vermutung, dass etwas anderes die Heilung bewirkt hat.
So wie dieser Arzt haben wir alle unsere ganz persönlichen »Wahrheiten«, mit denen wir unser Leben in vielen Kleinigkeiten absichern. Doch viele Menschen erkennen beim Nachdenken darüber, dass sie damit die Bruchstellen ihres Lebens nur ungenügend zusammenfügen können. Das Leben als Ganzes bleibt irgendwie unstimmig, nicht durchschaubar und deshalb unsicher.
Was wir und alle andern Menschen aber suchen, ist die eine Wahrheit, die zum Fundament unseres gesamten Lebens taugt. Diese Wahrheit betrifft unsere ganze Existenz - Kopf und Herz. Deshalb spricht Jesus zu uns: »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.« Er bietet sich selbst als Fundament unseres Lebens an, als Antwort auf alle unsere Fragen. Karl-Otto Herhaus