Wir sitzen nach einem Elternabend mit einer Nachbarin im Auto zusammen und unterhalten uns noch, bevor sie aussteigt. Dabei kommen wir von einem Thema aufs andere. So erzählt sie von einer Beobachtung ihrer Tochter. Beim Gang durch eine Fußgängerzone im Saarland rief diese aus: »Mama, hier sind ja keine Kinder!«
Seither habe ich beim Gang durch die Fußgängerzone auch begonnen, darauf zu achten. Gibt es bei uns Kinder? Gibt es alte Leute? Wie ist das Verhältnis der Anzahl junger zu alter Menschen? Es ist weder selbstverständlich, dass Kinder auf unseren Straßen spielen, noch dass alte Menschen auf den Bänken sitzen. Wenn alte Menschen ihr Lebensalter genießen können, dann, weil eine lange Zeit des Wohlergehens voraufgegangen ist. Wenn Kinder auf der Straße tollen, dann, weil eine Elterngeneration vorhanden und bereit war, Kinder großzuziehen.
Ist uns bewusst, dass beides nicht selbstverständlich ist? Wie leicht können wir wie die Israeliten zur Zeit des Propheten Sacharja dies durch Unrechttun verspielen. Gott sagt uns, wie es besser geht: »Fällt zuverlässigen Rechtsspruch und erweist Güte und Barmherzigkeit einer dem anderen! Und bedrückt nicht die Witwe und die Waise, den Fremden und den Elenden! Und ersinnt nicht gegeneinander Unglück in euren Herzen!« (Sacharja 7,9-10). Nicht das eigene Wohl ist allein maßgebend, sondern auch das der anderen, der Witwe, des Fremden usw. Wenn das in der Familie, in der Schule, im Verein und im Staat wieder mehr berücksichtigt wird, werden wir uns beim Gang über die Straße über spielende Kinder genauso freuen können, wie über die den Lebensabend genießenden Großväter und Großmütter.
Gerhard Kimmich