Der zweite Teil der Anrede im »Vaterunser« macht zwei Dinge deutlich.
1. Gott ist Realität. Und wer Gott ansprechen will, muss, wie auch der heutige Bibeltext sagt, glauben, dass er tatsächlich da ist. Würden Sie versuchen, mit einem Menschen Kontakt aufzunehmen, an dessen Existenz Sie nicht glauben? Wer das »Vaterunser« beten möchte, der muss von der Existenz Gottes überzeugt sein.
2. Gott ist im Himmel. Wenn hier vom Himmel gesprochen wird, so ist nicht der für uns sichtbare Himmel gemeint. Gottes Himmel ist durch seine Gegenwart gekennzeichnet. Es muss dort unbeschreiblich schön und friedevoll sein, ohne jeden Makel. Dort herrscht völlige, ungestörte Harmonie. Also unterscheidet sich dieser Ort sehr deutlich von der Erde, auf der wir leben. So schön sie ist, sie ist doch andererseits voller Unzulänglichkeit und Disharmonie. Wer im Himmel wohnt, den dürfte darum die Erde kaum locken, der dürfte nicht mehr daran interessiert sein, an all dem Unglück teilzuhaben, das die Sünden der Menschen an vielen Stellen angerichtet haben.
Und doch gab Gottes Sohn seinen wunderbaren Wohnort auf und kam in der Niedrigkeit eines kleinen Kindes auf unsere Erde. Er war bereit, unser Los mit uns zu teilen, Leid auf sich zu nehmen, sogar den Tod. Warum tat er das? Warum ließ Gott zu, dass diese Expedition zur Erde seinen Sohn sogar das Leben kostete? Erklärbar wird das nur durch die Tatsache, dass Gott uns Menschen wirklich liebt und mit uns Gemeinschaft haben wollte. Jeder, der das in der Tiefe seines Herzens verstanden hat und zu Gott umkehrt, den nimmt er als Kind an und macht ihn zum Miterben des Himmels. Markus Majonica