Ein Lehrer geht in der Pause über den Schulhof. Sofort stürzen sich mehrere Fünftklässler auf ihn, die alle zusammen losreden, weil sie etwas von ihm möchten. Mit allen gleichzeitig reden kann er nicht, vielleicht bleibt auch das eine oder andere Problem wegen der Kürze der Zeit ungelöst.
Nicht so bei Gott: Er hört uns immer, auch wenn Millionen Menschen gleichzeitig zu ihm reden. Mehr noch: Er antwortet jedem, der ihn anruft. Vielleicht nicht sofort oder so, wie wir es erwartet hatten. Aber seine Antwort kommt gewiss, und wir können sicher sein, dass sie für uns in unserer jeweiligen Situation die richtige Antwort sein wird. Einzige Bedingung: wir müssen ihn anrufen. Das hebräische Wort für »anrufen« beinhaltet auch »rufen« im Sinne von »laut reden«. Unsere Gefühle müssen wir im Gespräch mit Gott nicht unterdrücken. Von Mose oder Samuel beispielsweise wird mehrfach gesagt, dass sie sogar zu Gott um Hilfe schrien - ein Hinweis darauf, mit welcher Intensität sie beteten, und darauf, dass ihr persönliches Verhältnis zu Gott in Ordnung war. Sie waren sich ihrer Hilflosigkeit bewusst, vertrauten aber auf den Gott, den sie als den Erhörer ihrer Gebete kannten.
Unser Tagesvers sagt aber noch etwas anderes: Wenn wir Gott wirklich ernsthaft anrufen, dann können wir mit ihm Erfahrungen machen, die uns vorher unbekannt waren; wir lernen ihn als den uns liebenden Vater kennen und erfahren, wie unfassbar groß der Friede Gottes unseren Herzen werden kann, selbst wenn Gott nicht so handelt, wie wir es für unbedingt und unerlässlich nötig hielten. Nikolaus Erkens