Der bekannte Pastor Bodelschwingh konnte nach seinem ersten schweren Schlaganfall nur noch mit großer Mühe sprechen. Als er im Rollstuhl im schönen Sonnenschein herumgefahren wurde, begegnete er einem sehr schwierigen Fürsorgezögling. Am Abend dieses Tages sah man diesen Zögling still in einer Ecke sitzen. Da kam einer zum Hausvater und sagte: »Ich weiß nicht, Hausvater, der Heinrich sitzt so auffällig in der Ecke. Wahrscheinlich brütet er wieder eine neue Schandtat aus.«
Der Hausvater besuchte den jungen Mann in seinem Zimmer. »Warum bist du so still?« – »Ich bin heute dem Vater Bodelschwingh begegnet, als er gerade im Rollstuhl spazierengefahren wurde. Und als er mich sah, winkte er mich heran.« – »Was hat er denn zu dir gesagt?« fragte der Hausvater. Der Junge stockte. Dann sagte er: »Er kann nicht viel sprechen. Er hat mich gefragt, wie ich heiße. Und dann hat er mir seine Hand auf den Kopf gelegt und gesagt: ›Ich segne dich im Namen Jesu.‹«
Das war zuviel für den Jungen. Er brach in Tränen aus. »Hausvater, ich bin in meinem Leben viel herumgestoßen worden, aber nie hat ein Mensch zu mir gesagt: ›Ich segne dich im Namen Jesu.‹«
Bald danach verließ der Junge das Heim. Monatelang schrieb er nicht, und der Hausvater glaubte schon, er sei wieder auf die schiefe Bahn geraten. Dann kam eines Tages ein Brief: »Hausvater, Sie müssen nicht denken, ich habe gestohlen. Ich vergesse nicht, dass jemand zu mir gesagt hat: ›Ich segne dich im Namen Jesu.‹« Ulrich Weck