Martin Luther hat einmal gesagt: »Fromme Fürsten sind ein seltenes Wildbret.« Und er wird damit Recht haben. Regierende Herren konnten zu seiner Zeit machen, was sie wollten; denn sie waren Gesetzgeber und Richter in einer Person. Aber auch bis heute liegt in der Macht eine große Verführung, sie zu missbrauchen.
So, wie die Menschen nun einmal sind, ist »Gewaltenteilung« wie in unserer Demokratie die beste Weise, es einigermaßen gerecht zugehen zu lassen. Ein Blick auf den Globus zeigt das überdeutlich. Wir sollen deshalb auch für unsere Regierungen beten.
Aber es hat zu allen Zeiten auch fromme und gerechte Herrscher gegeben, die genau wussten, dass auch sie auf Gottes Gnade angewiesen waren. Dort fanden Unterdrückte Gehör und wurden um ihres Glaubens willen Vertriebene aufgenommen. Auch machten sie nicht die Verschwendung ihrer »Kollegen« mit, und steckten das Geld in Dinge, die der Allgemeinheit zum Nutzen waren.
Ein solcher »weißer Rabe« war der Herzog Friedrich von Mecklenburg. Er hatte eine Kirche mit folgenden Worten eingeweiht: »Jesu Christo, dem großen Erlöser, ist dies Haus geweiht von dem erlösten großen Sünder Friedrich, Herzog von Mecklenburg.«
Wir sind keine Herzöge oder Könige; aber der Hang, uns auf Kosten anderer durchzusetzen, steckt in den meisten Menschen, und dabei tun wir schnell unseren Mitmenschen Unrecht. Wie gut ist es dann, sich zu erinnern, dass auch wir von Natur große Sünder sind und Gottes Gnade nötig haben.
Hermann Grabe