Die Verfinsterungen der Sonne und des Mondes, die in der Bibel beschrieben werden, sind im Gegensatz zu Sonnen- oder Mondfinsternissen von anderer Art und können nicht vorausberechnet werden. Auch die dreistündige Finsternis während der Kreuzigung Jesu war keine normale Sonnenfinsternis.
Dafür gibt es verschiedene Gründe: Eine totale Sonnenfinsternis entsteht nur bei Neumond, wenn sich der Mond vor die Sonne schiebt und sein Schatten die Erde trifft. Dieser Mondschatten hat im günstigsten Fall einen Durchmesser von maximal 273 Kilometern, und es dauert nie länger als 7,6 Minuten, bis er über einen Ort hinweggezogen ist und die Sonne wieder sichtbar wird.
Ein weiterer Grund ergibt sich aus dem jüdischen Fest-Kalender: Das Passahlamm wurde am Abend des 14. Nisan gegessen. Somit ist sicher, dass zur Zeit der Kreuzigung Vollmond war, ein Zeitpunkt, an dem ohne Eingreifen Gottes keine Sonnenfinsternis stattfinden konnte.
Hier hören alle menschlichen Erklärungsversuche auf. Es wäre falsch, nun die ganze Geschichte anzuzweifeln. Vielleicht sollte jeder Mensch Gott zutrauen, dass er als der Schöpfer der »Naturgesetze« diese auch jederzeit »aufheben« kann. So »erklären« sich letzlich alle Wunder in der Bibel.
Diese unheimliche Finsternis, während Jesus, der Sohn Gottes, zwischen Himmel und Erde am Kreuz hing, lässt uns ein klein wenig ahnen, welche Bedeutung dieser Kampf hatte, der dort ausgetragen wurde. Es war der Kampf des Lichts gegen die Finsternis, der Kampf des Lebens gegen den Tod, der Kampf des Himmels gegen die Hölle. Hier erduldete Jesus Christus die Gottverlassenheit, die wir ohne sein Leiden und Sterben in alle Ewigkeit hätten erleiden müssen.
Günter Seibert