Welcher Chef, der Meyer heißt, würde es lange mit anhören, wenn einer seiner Lehrlinge dauernd rufen würde: »Mensch Meyer!«, wenn ihm irgendetwas schiefging, oder auch wenn er etwas sauber hingekriegt hat? Ich glaube, keiner.
Aber ebenso glaube ich, dass wohl kein Lehrling das machen würde, weil ihm ja bewusst ist, dass sein Chef so heißt, und er es doch nicht so primitiv und mutwillig auf einen Konflikt ankommen lassen will. Was kann man dann aber von dem Gottesbild eines Menschen halten, der dauernd »Gott« im Munde führt und ihn manchmal sogar noch mit einem Fluch verbindet? Im 36. Psalm steht: »Die Übertretung des Gottlosen spricht im Innern meines Herzens: Es ist keine Furcht Gottes vor seinen Augen« (Vers 2). Ein Mensch, der Gottes Namen missbraucht, glaubt höchstwahrscheinlich gar nicht, dass es Gott gibt, sonst müsste er ja lebensmüde sein angesichts der Größe des Allmächtigen. Oder meint so einer, Gott sei alt und völlig taub geworden?
Vielleicht noch schlimmer ist es, mit dem Namen Gottes sozusagen als Eidesformel etwas zu bekräftigen, von dem man weiß, dass es gelogen ist. Dieser Gedanke liegt auch diesem Gebot zugrunde. Es ist klar, dass Gott sich nicht zu einer solchen Niedertracht benutzen lässt, weil es da doch oftmals um das Geld oder - was meist noch schlimmer ist - um den Ruf des Geschädigten geht.
Diesem dritten Gebot wird deshalb die Warnung angehängt, dass Gott den nicht ungestraft lassen wird, der so etwas tut.
Es wäre gut, wenn wir den Mut aufbrächten, einem so töricht daherredenden Menschen zu sagen, dass es höchst gefährlich ist, was er da treibt. Hört er darauf, haben wir ihm einen echten Dienst erwiesen.
Hermann Grabe