Gott hatte dem Volk Israel bei dessen Einzug ins verheißene Land eine sehr interessante Anweisung gegeben: Auf jeder Seite des Jordans sollten die Israeliten drei Zufluchtsstädte haben, die von jedem Punkt Israels innerhalb kurzer Zeit erreichbar waren. Die Städte lagen jeweils auf Gebirgsketten oder Hochebenen, sodass man man sie schon von Weitem erkennen konnte. Die Idee war, dass Menschen, die ohne Absicht eine andere Person getötet hatten, in diese Städte fliehen und dort Zuflucht finden konnten.
Ähnlich wie die heutige Rechtsprechung unterschied die Bibel bei Tötungsdelikten nämlich schon damals zwischen Mord, Totschlag und Notwehr. Während ein Mord gerächt werden musste, sollte bei unabsichtlichen Handlungen keine Todesstrafe erfolgen. Darum durften diejenigen, die unabsichtlich gehandelt hatten, in die nächstliegende Zufluchtsstadt fliehen, wo sie bis zum Tod des jeweiligen Hohenpriesters bleiben mussten. Wenn ein Totschläger jedoch nicht in die schützende Stadt aufbrach, musste er jederzeit den Rächer fürchten, der ihm auf den Fersen war.
Die Anweisung Gottes regelte damals das Miteinander in seinem Volk, enthielt darüber hinaus aber auch eine wichtige Lehre, die heute noch gilt: Die Bibel sagt, dass alle Menschen wegen ihrer Sünden vor Gott ihr Leben verwirkt haben. Gottes Gerechtigkeit verlangt Bestrafung. So wird uns unsere eigene Schuld früher oder später einholen. Nun berichtet die Bibel aber auch von einem Zufluchtsort, in dem sogar mutwillige Missetäter Ruhe und Sicherheit finden und dort die Vergebung aller ihrer Schulden erfahren dürfen. Jesus, der unsere Schulden auf sich genommen hat, ist dieser Zufluchtsort. Wer sich zu ihm aufmacht, findet den erhofften Freispruch.
Alexander Strunk