Helden und Eroberer sind in unseren Augen Erfolgsmenschen. Sie haben bewiesen, dass sie sich gegen Widerstände durchsetzen und in schwierigen Umständen bestehen konnten. Wer sich mutig gegen eine Überzahl zu behaupten wusste, musste seinen Feinden an Kraft und Witz überlegen sein. Ohne Härte gegen andere und sich selbst wären ein Held und ein Eroberer nicht ein Held und ein Eroberer.
Besser aber als explosive Kraft, die alles niedermacht, was sich ihr in den Weg stellt, ist »Softpower« – so könnte man Langmut und Selbstbeherrschung auf Neudeutsch nennen. Wer auf Widerstand stößt, darüber ungeduldig explodiert und sich druckvoll durchsetzen will, provoziert oft heftigen Widerstand. Im zwischenmenschlichen Miteinander sind Langmut, Liebe und Selbstbeherrschung die erfolgsverheißenderen Kräfte. Statt Zerstörung anzurichten, bauen sie auf, tragen durch, fördern ein widerstrebendes Gegenüber und fordern es heraus, sich zu verändern. Wer geschlagen wird, schlägt zurück. Wer aber gestreichelt wird, wird ruhiger und hält irgendwann still.
»Softpower« wie Langmut, Liebe und Selbstbeherrschung bleiben auf allen Gebieten des Lebens Sieger. Sie haben nicht die Verheißung des schnellen Erfolgs. Auf Dauer sind sie es aber, die zwar schrittweise voran-, aber schließlich ans Ziel kommen. Statt Schlagkraft Tragkraft, statt Druck Liebe und statt Zorn Selbstbeherrschung – das sind die sanften Kräfte, die überwältigend stark und dabei unvergleichlich zart sind.
Ja, aber manchmal ist doch alles umsonst?! Nein, niemals! Gottes Segen liegt auf allen, die um seinetwillen mit seine Mitteln gearbeitet haben. Friedhelm Orlikowski