Heute vor 95 Jahren starb der norwegische Dramendichter Henrik Ibsen (1828-1906). In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts war er mit seinen Theaterstücken ein Bahnbrecher des modernen Dramas, indem er die Wirklichkeit realistisch wiederzugeben bestrebt war und besonders das Missverhältnis zwischen Ideal und Wirklichkeit in der Gesellschaft geißelte.
Sozialkritisch klagte er die erstarrte christliche Kirche an, die die ungerechte kapitalistische Welt stärkte. Er stellte die sich daraus ergebende Brüchigkeit der menschlichen Beziehungen dar, z. B. die der Ehe, wobei er nicht dem unter Zwängen stehenden Einzelnen, sondern immer der heuchlerisch verlogenen Gesellschaft die Schuld gab. Seine Hoffnung, durch seine Theaterstücke die Denkungsart der Menschen allgemein zu ändern, musste er aber schließlich aufgeben. Denn er hatte zwar die Probleme der modernen Welt aufgewiesen und diese Welt in Frage gestellt, selbst aber keine Antwort zu geben vermocht.
Wie sollte er auch! Es ist noch keinem Idealisten gelungen, die Menschheit durch gutes Zureden, z. B. in der Kunst, oder durch Gewalt zu ändern. Der von Gott gelöste Mensch kann sich nicht selbst aus dem Sumpf von Gottlosigkeit und Sünde herausziehen. Das vermag allein Gott, der uns in Jesus Christus seine Hand anbietet. Die Frage an jeden einzelnen Menschen ist, ob er diese ausgestreckte Hand ergreifen will. Wenn er dies im Glauben an Jesus Christus tut, werden sich gewiss auch sein Leben und seine mitmenschlichen Beziehungen ändern. Schade, dass Ibsen seine Fragen nicht auf diese Weise beantworten wollte. Gerhard Jordy