»Werte von Dauer« sind nicht unbedingt Dinge

Auf dem Weg zu meiner Lehrstelle in der Bank kam ich täglich an einem Fotogeschäft vorbei. Im Schaufenster war auch eine Ecke mit Gebrauchtgeräten. Darunter eine bestimmte Leica. Schließlich erwarb ich die Kamera vom mühsam ersparten Geld. Eine echte Rarität, dazu noch mit gutem Alltags-Gebrauchswert. Ein echter Wert!
Inzwischen ist mir klar, dass nicht Dinge die eigentlichen Werte in meinem Leben darstellen, sondern z.B. das Vorbild und auch die praktische Hilfe meines Vaters, der mir im 13. Lebensjahr empfahl, einen Steno- und Schreibmaschinenkurs zu besuchen, den er mir finanzierte. Ein echter Wert! Der praktische Nutzen, den ich von dieser Fertigkeit hatte, hat mich dazu gebracht, meinen Vater stärker zu beobachten, von ihm zu lernen und sein Urteil ernst zu nehmen. Ich sah bei ihm, wie er trotz seines temperamentvollen Charakters voller Geduld gegenüber zaghaften und belasteten Leuten war, dagegen aber mutig, ja kämpferisch mit vollem Risiko in handgreifliche Streitereien eingriff und dem Schwächeren half. Ich war dabei, wenn er Trauernde tröstete und wie er vom kargen Haushaltsgeld einen bettelnden Bekannten unterstützte. Er gab die Liebe Gottes praktisch an andere Menschen weiter. Heute weiß ich, dass dies Werte sind, die mein Leben reich gemacht haben und die weit über dem Wert einer Leica liegen.
Vielleicht sagen Sie jetzt: »Ja, wer solch einen Vater hatte ...!« Aber wenn Ihr Vater keine Vorbild für Sie war, so können Sie doch versuchen, mit Gottes Hilfe ein beispielhafter Vater für Ihre Kinder zu werden. Denn der Segen, von dem unser Tagesvers spricht, ist es wert, weitergegeben zu werden. Klaus Spieker