»Hör zu, Rudi, ich gehe jetzt einkaufen. Die Tafel Schokolade auf dem Tisch ist nicht für dich, die will ich nachher der Kerstin ins Krankenhaus bringen.« Und weg ist Mutter.
Rudi geht um den Tisch herum. Er weiß ja, für wen die Schokolade ist. Ach, er geht besser zu seinen Legos; aber nicht lange und er steht wieder am Tisch und sieht die Tafel Schokolade an. Er betrachtet sie von allen Seiten, er nimmt sie in die Hand, natürlich nur, um das Bild an der Oberseite besser betrachten zu können. Er legt sie wieder hin. So geht es ein paar Mal und dann ist – er weiß gar nicht, wie es geschah – das Papier an einer Ecke ab. Wieder legt er die Tafel hin, nimmt sie noch einmal auf und – ja, da hat er ein Stück abgebrochen. Er hört Mutters Haustürschlüssel im Schloss.
Hätte er doch nur eine Minute länger gewartet! Welchen Sinn hat jetzt all sein Kampf gehabt? Nun ist nichts besser, als wenn er gleich mit dem Essen begonnen hätte!
Weil wir von vielen Versuchungen umgeben sind und selbst schon oft nicht durchgehalten haben, sollten wir zwei Dinge von Rudis Geschichte lernen:
1. Immer daran denken, dass dabei unser Gehorsam gegen Gottes Gebote auf dem Prüfstand steht und dass er uns entweder als »treue Knechte« oder als eigenwillige Sünder ansieht.
2. Wenn etwas zur Versuchung wird, sollten wir es strikt meiden; denn Gott hilft beim Durchhalten nur, wenn wir uns nicht mutwillig der Versuchung aussetzen.
Hermann Grabe