Diese Frage quälte einen jungen Mann. Ganz fromm wollte er leben. Er gab alles auf und ging ins Kloster. Aber auch als Augustinermönch machte ihm diese Frage weiterhin zu schaffen. Als er total verzweifelt auf dem Steinboden seiner Zelle lag, befolgte er den Rat eines alten Freundes. Er las den Brief des Paulus an die Römer. Hier entdeckte er die wunderbare Botschaft: Gottes Gerechtigkeit zeigt sich in der Rechtfertigung des Ungerechten durch den Glauben an Jesus Christus. Plötzlich wurde ihm klar: Rechtfertigung vor Gott ist nicht durch gute Werke zu bekommen, sondern nur durch den Glauben an Jesus Christus. So entdeckte er drei wesentliche Grundsätze: »sola gratia« (Allein die Gnade - Gott beschenkt Menschen.), »sola fide« (Allein durch den Glauben - Gottes Geschenk gilt es anzunehmen.), »solus Christus« (Alleine Jesus Christus - der Sohn Gottes ist der Retter).
Wie befreiend war diese Nachricht! Sie wurde Martin Luther zum Segen und damit vielen Menschen. Er wusste jetzt, dass mit den eigenen Bemühungen nichts, mit Gottes Gnade aber alles zu gewinnen ist. Aber wie sollte der einfache Mann auf der Straße zu dieser Einsicht kommen? Das Volk war ja auf die Kirche und ihre Gelehrten angewiesen. Sie konnten kein Latein oder Griechisch. Deshalb übersetzte Martin Luther die Bibel in die deutsche Sprache. Und er stellte einen weiteren Grundsatz auf: »sola scriptura«, das heißt »allein die Heilige Schrift« und nicht die Schriften von Kirchenfürsten sind maßgebend.
Bis heute ist es für jeden entscheidend wichtig, die Bibel selbst zu lesen. Denn in Gottes Buch erfahren Sie, wie ein Mensch zu dem sicheren Wissen kommt, dass er als gerecht vor Gott gelten kann. Hartmut Jaeger