»Können Sie nicht Platz machen? Ihre Kinder sind eine Zumutung für das ganze Haus!«, schimpfte die alte Frau mal wieder lautstark, als meine Freundin mit drei kleinen Kindern und ihrem Kinderwagen kurzfristig den Eingangsbereich des gemeinsamen Wohnhauses blockierte. Immer wieder Vorwürfe, plötzliche Schimpftiraden, dann wieder betonte Freundlichkeit. Die Nachbarin war ungewollt kinderlos. Eine verbitterte, einsame Frau, die ihrer Umgebung und am meisten sich selbst das Leben schwer machte. Weil sie nicht glücklich war, durfte es auch niemand anders sein.
Bitterkeit. Vielleicht hervorgerufen durch eine herbe Enttäuschung, dass etwas in unserem Leben nicht so gelaufen ist, wie wir uns das gewünscht haben. Vielleicht ausgelöst durch die unabsichtliche Verletzung eines anderen. Ungesehen im Herzen kultiviert und gepflegt, bricht Bitterkeit auf einmal hervor, schädigt Beziehungen, raubt die Freude und richtet viel Schaden an. Irgendwann läuft das Fass unweigerlich über, schafft der Teppich es nicht mehr, die Dinge, die wir unter ihn gekehrt haben, vor dem Rest der Welt zu verbergen. Unsere Bitterkeit wird offensichtlich. Leute trauen sich nicht mehr, über bestimmte Themen mit uns zu sprechen, fangen an, unsere scharfen Reaktionen zu fürchten. Was tun?
Wer sich darauf fixiert, was andere ihm angetan haben oder Gott ihm vermeintlich vorenthalten hat, wird seine Bitterkeit nie loswerden. Wer sich aber bewusst ist, dass er selbst ein Sünder ist, der Vergebung braucht, dem wird es leichter fallen, anderen Gutes zu gönnen, ihre unbedachten Bemerkungen nicht auf die Goldwaage zu legen und mit dem zufrieden zu sein, was Gott ihm schenkt. Mit solchen Menschen ist jeder gern zusammen.
Elisabeth Weise