Da sprach Abram zu Lot: Lass doch keinen Streit sein zwischen mir und dir und zwischen meinen Hirten und deinen Hirten; wir sind doch Brüder!
1. Mose 13,8
Zwei Männer teilen sich einen Rest Torte. Es gibt noch zwei Stücke, ein kleineres, ein größeres. Beherzt nimmt der erste das Größere. Der zweite empört: »Wie kannst du einfach das größere Stück nehmen?« Darauf der erste: »Welches Stück hättest du denn genommen?« »Natürlich das kleinere!«, reagiert der zweite prompt. »Na«, sagt der erste, »dann hast du ja genau das, was du wolltest!«
Wenn es um das Verteilen geht, ist offensichtlich jeder auf seinen Vorteil bedacht. Schon bei kleinen Kindern fängt es an, wenn es um Süßigkeiten geht, beim Einkommen und Erben geht es weiter.
Ganz anders verhielt sich ein Mann des Alten Testaments: Abraham und sein Neffe Lot waren beide Hirten. Sie hatten große Herden. Ihre Herden und Hirten konkurrierten miteinander um die besten Weidegründe. Hier war Streit vorprogrammiert. Was tat nun Abraham, der Ältere, der Ranghöhere? Er griff nicht als Erster zu, sondern überließ seinem Neffen, dem Jüngeren, die Wahl. Und dieser nahm prompt das fruchtbarere Land, sozusagen das größere Stück der Torte.
Abrahams Motivation war: Streit vermeiden! Wir sind doch verwandt! Nimm du zuerst, was dir gefällt. Ich bin mit dem Rest ganz zufrieden. Doch kommt man so erfolgreich durchs Leben? Muss man nicht seine Interessen durchsetzen, notfalls auch mit einem Konflikt? Aber Abrahams Weg erweist sich als der bessere. Lots Wahl führt dazu, dass er später seine moralische Autorität einbüßt, in Lebensgefahr gerät und letztlich seine Familie verliert. Doch Abraham gewinnt ein Doppeltes: Seine Selbstlosigkeit und Freigebigkeit machen sein Herz unbeschwert. Und Gott zeigt ihm, dass letztlich Abraham derjenige ist, dessen Nachfahren schließlich das ganze Land gehören soll!
Markus Majonica