Dieser Ausspruch ist die Überschrift eines Liedes der Julie von Hausmann aus Riga (1826–1901), das allerdings besser unter dem Titel »So nimm denn meine Hände und führe mich« bekannt ist.
Der Adressat ist Gott. Sich von ihm führen zu lassen in Freude und Schmerz, das entsprach dem Wunsch und Wesen von Julie von Hausmann. Sie selbst litt von Kindheit an unter Kopfschmerzen und Migräne, die sie oft tagelang lahmlegten. Das Lied eroberte viele Herzen in Deutschland und gehört heute noch zu den bekanntesten Liedern in den Kirchen. Von vielen Menschen wurde es in Notzeiten gebetet und gesungen.
Beim Aufräumen fand ich eine vergilbte Karte mit einer etwas abgewandelten Textvariante dieses Liedes. Offensichtlich handelt es sich bei dem unbekannten Verfasser um einen schon älter geworden Menschen, der auf der letzten Wegstrecke folgendes Gebet formulierte:
»So nimm denn meine Hände und führe mich, / ich werde immer älter, ich brauche Dich! / Die Haare werden bleicher, mein Gang wird schwer! / Herr stütze meine Knie, ich kann nicht mehr!
So nimm denn meine Hände, sei Du mein Licht, / ich kann allein nicht gehen, verlass mich nicht! / Ich brauche Dich als Stütze, fass meine Hand, / führ« mich durch Nacht und Dunkel ins Vaterland!
So nimm denn meine Hände, erhöre mich, / schau doch, die Hände zittern, so schwach bin ich. / Verlass mich nicht im Alter, gedenke mein / und führe mich in Gnaden zum Himmel ein.
Und wenn ich einst soll sterben, Herr bleib bei mir / und schenke mir die Gnade, dass ich in Dir / und Deinen heil'gen Wunden sanft schlafe ein; / dann soll es ewig heißen: Du mein, ich Dein!« Detlef Kranzmann