Es war noch in der »schlechten Zeit«, und der kleine Peter hatte genascht. Er war in die Speisekammer gegangen und hatte mit der Hand versucht, sich Zucker in den Mund zu schütten. Dabei blieben natürlich viele Zuckerkörner auf den Wangen kleben. Seine Mutter sah das und fragte ihn, wieso er Zucker genascht hätte. Ganz erstaunt fragte er: »Woher weißt du das?« Sie hatte es ihm nicht verraten, weil er sonst das nächste Mal bestimmt einen Teelöffel genommen hätte.
Wir Menschen meinen oft, etwas so heimlich gemacht zu haben, dass niemand etwas davon gemerkt hat; aber einer ist da, der in jedem Fall die verräterischen »Zuckerkörner auf unseren Wangen« sieht, ja noch viel mehr, der überall selbst dabei war, als wir unsere Heimlichkeiten ausführten. Wie unser Tagesvers sagt, ist der allwissende Gott Zeuge aller guten, aber auch aller bösen Taten. Er sitzt neben uns auf dem Sofa, wenn wir die bösen Bilder angucken, die man im Internet finden kann. Er sieht zu, wie wir bei der Mathearbeit abschreiben, und er weiß, wem das Portemonnaie gehört, das wir nicht zum Fundbüro brachten.
Selbst die Gedanken voller Rachgier oder Neid oder Hinterlist kennt er ganz genau, und er beurteilt uns nicht nach dem, was wir anderen Menschen vorgaukeln, sondern nach dem, wie es in unserem Inneren wirklich aussieht.
Wer es wagt, sich solchen Einsichten auszusetzen, und wer dann noch weiß, dass Gott ganz heilig ist, der muss doch wohl zutiefst erschrecken. Aber weil Gott nun schon seit Jahrtausenden Gnade angeboten hat, dürfen wir Hoffnung schöpfen. Er will allen alles vergeben, die ihn darum bitten. Davon sollte man allerdings so bald wie möglich Gebrauch machen.
Hermann Grabe