In meiner Zeit als Ermittlungsrichter hatte ich oft darüber zu entscheiden, ob ein Beschuldigter in Untersuchungshaft musste. Mir sind dabei Menschen vorgeführt worden, denen ganz erhebliche Straftaten zur Last gelegt wurden: Mord, Totschlag, Brandstiftung, Raub, Vergewaltigung und ähnliche Delikte. Die Betroffenen gingen im Rahmen der Haftvorführung ganz unterschiedlich mit der Situation um. Für manch Hartgesottenen war das schon fast Routine. Andere bagatellisierten ihr Verhalten oder schwiegen ganz einfach. Wieder andere leugneten die ihnen vorgeworfenen Taten vehement, obwohl die Beweislage erdrückend war.
Manchmal aber begegneten mir auch Menschen, die nicht mehr leugneten. Ihnen war klar, wie schlimm das war, was sie getan hatten: ein Leben vernichtet, eine Seele für immer verletzt, eine Existenz zerstört. Das drohende Gefängnis und die mitunter lebenslange Strafe waren für sie nicht das Schlimmste, sondern diese unermessliche, erdrückende Schuld. Wohin damit? Wie sollte man jemals damit fertigwerden? Bei solchen Gelegenheiten habe ich oft denken müssen: Ja, auch für diesen Mörder, Räuber, Vergewaltiger, Brandstifter oder Totschläger ist Jesus am Kreuz gestorben. Der Sohn Gottes wollte nichts weniger, als auch für den schlimmsten Verbrecher einen Weg zurück zu eröffnen. Nicht, um ihm die verdiente irdische Strafe zu ersparen, sondern um auch dem größten Sünder die Chance zu geben, seine Schuld zu bekennen, frei zu werden und Frieden mit Gott zu finden. An die Vergebung der Sünden zu glauben, heißt, zu bekennen: Das Blut Jesu Christi ist so kostbar, dass es wirklich und verlässlich für jeden reicht, den die Last seiner Sünde erdrückt – und sei sie noch so groß! Markus Majonica