»Must neit räern, deit neit seer, Oma pust, dann betert weer.« Das ist kein Kisuaheli, sondern ostfriesisches Platt, wie man es an der niederländischen Grenze spricht, und heißt: »Musst nicht weinen, tut nicht weh, Oma pustet, dann bessert es sich wieder.«
Tatsächlich braucht die Oma nur zu pusten oder ein Pflaster auf die Schürfwunde zu kleben, und alles wird »von selbst« wieder besser. Natürlich geschieht das nicht durch das Pusten oder das Pflaster, sondern durch die Selbstheilungskräfte des Körpers. Ja, was geschieht da eigentlich unter dem Pflaster? Eigentlich dürften wir aus dem Staunen gar nicht herauskommen. Wenn die Wunde kein Pflaster bekommt, macht sie sich selbst eins. Das ist der Schorf. Darunter findet ein ungemein heftiges Treiben statt, ähnlich wie in einer Stadt, die durch ein Erdbeben oder einen Bombenangriff zerstört wurde. Erst müssen alle Trümmer beseitigt werden, dann kommt der Wiederaufbau. Dabei geht es nicht nur um die Häuser, sondern um die gesamte Infrastruktur; Wasser-, Gas- und Stromleitungen müssen verlegt und angeschlossen werden. Außerdem ist die Abwässer- und Müllentsorgung zu reorganisieren, auch Lebensmittelgeschäfte, Arzt- und Apothekerpraxen und noch vieles mehr ist nötig. Und wenn man die Wunde Millionen Mal vergrößerte, würde man sehen, dass die Abläufe bei der Heilung mindestens so kompliziert sind wie der Aufbau einer Stadt.
All das hat Gott bei der Schöpfung eingeplant und die Aufbau-Anleitungen unseren Körperzellen mitgegeben. Das ist wirklich Grund genug, ihn heute wieder wegen seiner Weisheit anzubeten und für seine Fürsorge von Herzen dankbar zu sein.
Hermann Grabe