Öffne meine Augen, damit ich Wunder schaue in deinem Gesetz.
Psalm 119,18
In einer Dresdner Schatzkammer lag zwischen vielen wertvollen Juwelen auch eine eiserne Kanonenkugel. Sie war das Geburtstagsgeschenk ihres Verlobten für eine Prinzessin. Die ärgerte sich über den plumpen Spaß. Sie ließ die Kugel fallen und trat mit dem Fuß danach, wobei sie sich verletzte. Da sprang die Kugel auf, und eine silberne Kugel kam zum Vorschein. Auch die konnte man öffnen. Sie enthielt eine goldene Kugel, und als die Prinzessin diese öffnete, fand sie einen edelsteingeschmückten Ring. Als sie ihn genauer besah, entdeckte sie die Gravur eines Bibelverses: »Mein Geliebter ist mein, und ich bin sein« (Hoheslied 2,16).
Wir wollen hoffen, dass sich die Prinzessin wenigstens ein wenig wegen ihres Kleinglaubens geschämt hat; aber viel wichtiger ist, dass wir die richtige Lehre aus der Geschichte ziehen. Der Berichterstatter sagte dazu, dass es vielen Menschen mit der Bibel genauso ginge. Auch heute noch gibt es hier und da Leute, die vielleicht Sonntag für Sonntag oder sogar täglich etwas aus der Bibel hören, ohne dass sie auch nur den geringsten Eindruck auf sie macht. Da muss erst Gottes Licht in unser Herz dringen, ehe sie »aufspringt« und etwas von ihrem wahren Wert preisgibt. Dann entdecken wir nach und nach immer wertvollere Schätze in dem Buch, das der allmächtige Gott für uns Menschen hat aufschreiben lassen.
Ausgehend von der oben erzählten Geschichte sind das ihre Schätze: Das Silber redet von dem Preis, den Gottes Sohn für unsere Befreiung aus den Ketten des Teufels bezahlte, und das Gold und die Edelsteine reden von seiner eigenen Herrlichkeit. Aber die Inschrift sagt uns, dass dieser große Gott selbst uns lieb hat. Das ist zwar völlig unverständlich; aber doch für alle Ewigkeit wahr.
Hermann Grabe