Antoine de Saint-Exypéry, der Dichter des »Kleinen Prinzen«, war von Beruf Pilot. Lange Zeit brachte er die Post in abgelegene Wüstenstädte irgendwo in der Sahara. Bei einer Zwischenlandung in Arabien geriet eine Ratte in seine Maschine. Als er sie erblickte, hatte er Angst, sie würde mit ihren scharfen Nagezähnen irgendwelche Kabel oder Leitungen anknabbern. Das könnte den Absturz bedeuten. Eigentlich sollte er landen. Aber wo? Weit und breit war keine geeignete Stelle zu erkennen. Da fiel ihm ein, dass in großer Höhe die Kälte und die dünne Luft dem Tier den Garaus machen würden. So zog er die Maschine steil nach oben; und tatsächlich, nachdem er gelandet war, fand er irgendwo die verendete Ratte.
Wir fahren zwar nicht im Flugzeug; aber auf unserem Lebensweg nisten sich ebenfalls unliebsame Mitreisende ein, die uns schwer zu schaffen machen können. Das sind zum Beispiel hässliche Angewohnheiten, mit denen wir uns und anderen zur Last werden, oder es kommen Zweifel und Mutlosigkeit auf. Dann können wir so weitermachen wie bisher und hoffen, dass sich alles von selbst wieder bessert. Aber meistens ist es so, dass solche Passagiere gar nicht daran denken, auszusteigen. Eher kriegen sie noch Junge und füllen unser gesamtes Leben aus.
Dann sollten wir es wie de Saint-Exypéry machen und uns »nach oben« wenden. Wenn wir wieder näher zu Gott kommen, unser Versagen eingestehen und neu die Gemeinschaft mit Gott pflegen, müssen solche Plagegeister zugrunde gehen; denn in Gottes Nähe wird ihnen die Luft zu dünn. Und je eher wir »zum Steigflug« ansetzen, umso leichter werden wir die »Ratten« los. Gott will uns dabei helfen.
Hermann Grabe