Sicher sind wir uns ganz schnell einig, wenn es um die Aussage geht, dass die Liebe die Basis einer jeden Ehe sein muss. Wenn wir junge Menschen nach dem Grund für ihre Heirat fragen, dann ist die Standard-Antwort: »Wir lieben uns.« Sie meinen damit eine gefühlsmäßige Zuneigung zueinander, aber auch, dass der Partner über gewisse Vorzüge verfügt, die ihn liebenswert machen. Diese körperliche und seelische Liebe ist ein enormes Startkapital für eine Ehe.
Allerdings hat diese Vorstellung von Liebe auch zwei Gefahren, die sich in Krisensituationen nachteilig auswirken können. Zum einen baut diese Liebe auf einem mehr oder weniger versteckten Egoismus auf, sie geht von echten oder vermeintlichen Vorzügen des anderen aus, die im Lauf der Zeit verblassen oder anders bewertet werden können. Zum anderen ist das Gefühl oft ein wackeliges Fundament, das bei weitem nicht allen Belastungsproben standhält.
Nun fordert unser Bibelwort die Männer auf, ihre Frauen zu lieben. Damit kann nicht das Gefühl angesprochen sein, dem man mehr oder weniger ausgeliefert ist. Es geht vielmehr um die Forderung der konkreten Willensentscheidung, den anderen zu lieben, allerdings müssen wir auch die Kraft zur Umsetzung haben. Und an dieser Kraft kann es entsetzlich fehlen! Christen haben das Glück, aus dem Reichtum der Liebe Gottes schöpfen zu können, die Gott »in ihre Herzen ausgegossen« hat, als sie zum Glauben gekommen waren. Und diese Liebe trägt durch alle Schwierigkeiten und Krisen, und kann im Alltag Tag für Tag neu in Anspruch genommen werden. Gerd Goldmann