Wenn ich am heutigen Welt-Lepra-Tag an diese Krankheit erinnert werde, dann fallen mir sofort Bilder von indischen Bettlern mit verstümmelten Gliedmaßen ein. Die Biographien von Dr. Ida Scudder und Dr. Paul Brand, die unter diesen Menschen arbeiteten, faszinieren mich heute noch. Obwohl in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts zwar die Erreger, aber keine Therapiemöglichkeiten bekannt waren, kümmerten sich die Ärzte in Vellore, Indien, um solche Menschen. Diese hatten lepromatöse Lepra, bei der die Bakterien über das Blut im ganzen Körper verteilt werden. Dadurch kommt es an den verschiedensten Stellen zu einem geschwürigen Zerfall von Knochen, Muskeln und sogar inneren Organen. Wird die Krankheit nicht mit Antibiotika behandelt, tritt früher oder später der Tod ein.
Mit dieser Form der Lepra vergleicht die Bibel die Sünde. Sünde zersetzt uns Menschen von innen heraus. Wir mögen gegenüber unseren Mitmenschen ein frommes Gesicht wahren können, doch Gott sieht in unser Herz. Er erkannte als guter Arzt schon lange vor unserer Geburt, dass wir wie alle Menschen an der uns zerstörenden Lepra, der Sünde, erkranken würden. Weil er wusste, dass dies zu unserem ewigen Tod führen würde, suchte er nach einer Therapie für unsere Krankheit und fand sie! Er sandte seinen eigenen Sohn in die Welt, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.
Wenn ein Leprakranker heute an seiner Krankheit stirbt, dann, weil er sich die Medizin nicht leisten konnte. Doch das Medikament für die Sündenlepra kann sich jeder leisten, doch akzeptieren wir die göttliche Diagnose unseres Seelenzustandes?
Gerhard Kimmich