Der Rückgabe der Klausur sehe ich entspannt entgegen. Bei der Beantwortung der Fragen hatte ich auswendig aus meinen Mitschriften zitieren können. Eine gute Note scheint mir sicher zu sein. Um so größer ist mein Erstaunen, als ich die Klausur zurückerhalte. Die erreichte Punktzahl ist enttäuschend. Dabei habe ich doch alles genau so beantwortet, wie es in meinen Aufzeichnungen aus dem Unterricht steht. Doch genau da liegt die Ursache: Meine Antworten in der Klausur stimmen zwar genau mit den Mitschriften aus dem Unterricht überein – aber die Aufzeichnungen entsprechen nicht dem, was der Dozent gesagt hat. Durch ein Missverständnis habe ich einen Zusammenhang anders notiert. Und da ich nur aus meinen eigenen Aufzeichnungen gelernt habe, habe ich mir den Sachverhalt anschließend falsch eingeprägt. Hätte ich mir doch die Mühe gemacht, in der Bibliothek ein Fachbuch zu dem Thema hinzuzuziehen!
Eine alte Weisheit fällt mir ein: »Es kommt nicht darauf an, Dinge auswendig zu lernen; man muss den Sachverhalt verstanden haben.« Dazu muss ich mich tiefer in die Materie hineinbegeben. Und ich muss bereit sein, mein bisheriges Verständnis zu hinterfragen. Das gilt auch für die Bibel: Es ist gut, Bibelverse auswendig zu können. Aber viel wichtiger ist es, den Inhalt verstanden zu haben.
Darum will ich bereit sein, über die Aussagen nachzudenken, mein Verständnis durch Parallelstellen zu überprüfen und mich zu fragen: Was will Gott mir durch diesen Bibelvers sagen? Übrigens kommt es beim Bibellesen nicht auf Intelligenz an. Wenn ich bereit bin, Gottes Wort zu gehorchen, wird er mir das Verständnis für seine Gedanken schenken!
Andreas Droese