»Ach«, denken Sie vielleicht, »jetzt kommt wieder eine kurze und leichte Antwort auf die lange und schwere Frage: Warum all das Leid auf dieser Welt?« Diese Frage ist aber vor allem deshalb so schwer, weil wir im tiefsten Inneren der Meinung sind, wir hätten ein Anrecht auf ein gutes, fröhliches und erfolgreiches Leben.
Ich möchte einmal in die andere Richtung blicken und fragen: Warum geht es mir so gut? Warum lebe ich in Deutschland und genieße eines der dichtesten sozialen Netze der ganzen Welt? Warum bin ich nicht in Sierra Leone geboren, wo ich täglich damit rechnen muss, von irgendwelchen Buschkriegern die Hände abgehackt zu bekommen oder von Kindersoldaten aus dem Hinterhalt erschossen zu werden? Warum habe ich satt zu essen und ein heiles Dach über dem Kopf? Warum? Habe ich das verdient? Steht mir das zu?
Die Antwort muss entweder heißen: Ich habe eben das Glück, Deutscher zu sein. Oder aber: Ich als Christ habe es nur der unergründlichen Güte meines Schöpfergottes zu verdanken, dass mir ein so viel besseres Los beschieden ist als den Menschen in der so genannten Dritten Welt. Oder sollten wir etwa der Ansicht sein, alles Gute letztlich selbst verdient zu haben? Nein, wir haben nur Grund, dankbar zu sein! Ganz wichtig ist es, diesen Dank auch auszusprechen und in praktische Taten umzusetzen. Wir können z.B. unsere Zeit dazu verwenden, anderen Menschen Lasten zu erleichtern, anstatt die eigenen Hobbys zu pflegen. Wir können kranke Nachbarn besuchen oder mit den eigenen Kindern Verstecken spielen. Es gibt unzählige Möglichkeiten, dem Dank gegenüber unserem guten Gott Ausdruck zu verleihen.
Hermann Grabe