Dass Armut soziale und politische Spannungen erzeugt, ist eine Binsenweisheit, die nicht besonders betont zu werden braucht. Viele Kriege zwischen den Staaten des 20. Jahrhunderts haben in diesen Gegensätzen ihre Ursache. Auf der andern Seite kennt jeder den Satz »Geld macht nicht glücklich, (aber es beruhigt).« Und dabei sind wir uns alle bewusst, dass die Jagd nach dem Geld das menschliche Leben fast völlig beherrscht.
In den letzten Jahren hat in Deutschland ein beispielloses Vererben von Vermögen begonnen. Botho Strauß, ein bedeutender Schriftsteller der Gegenwart schreibt dazu: »Privatreichtum, der wie ein erstickender Schlammregen auf ein Volk sinkt, das seit 50 Jahren immer nur hinzugewonnen hat, unermesslicher Reichtum, 2600 Milliarden werden bis zum Jahr 2000 von Erblassern auf die Erben niedergehen. Alles haben die Brillantjünglinge, die reichen Erben, …«
Die Formulierung »erstickender Schlammregen« macht deutlich, was es mit diesem Geldregen auf sich hat. Dieser Regen reinigt nichts, und was er zum Wachsen bringt, gehört kaum zu den positiven Seiten des Menschlichen. Den Reichtum, der sich über die Deutschen ergießt, begreift Strauß nicht als Segen sondern als Fluch. Er bindet die Menschen an das Materielle, macht sie unfähig, über die wirklich wichtige Frage, nämlich die nach dem Sinn seines Lebens, nachzudenken. Er lässt sie ein gottvergessendes Leben führen.
Heute wollen wir wieder einmal Gott für alles Gute danken und ihn bitten, nicht geizig gegen Bedürftige zu sein, und vor allem die große Ewigkeit bei ihm ins Auge fassen und darauf hinleben. Karl-Otto Herhaus