Kaum kitzeln die Sonnenstrahlen die Erde und lassen die letzten Schneereste dahin schmelzen, beginnt ein unbeschreiblich schönes Naturschauspiel. Aus den kahlen Zweigen platzt frisches Grün heraus und die vielen kleinen Blüten veranstalten ein wahres »Fest der Farben«. Der überall ausgetragene Wettbewerb der zurückgekommenen »geflügelten Sänger« rahmt diese Jahreszeit des Erwachens harmonisch ein.
Stellen wir uns einmal vor, Gott hätte uns nur mit einem Tastsinn ausgestattet. Überlegen wir nur kurz, was uns da alles entgehen würde von seiner herrlichen Schöpfung. Ein beunruhigender Gedanke. Bloß gut – es ist nicht so! Dass wir die Natur in ihrer einzigartigen Schönheit mit unseren fünf Sinnen bestaunen können, ist ein wertvolles Geschenk von unserem Schöpfer an uns Menschen.
Da sitzen wir also vor diesem gedeckten »Naturschauspiel-Tisch«, aber begnügen uns nur allzu oft mit dem »Besteckklappern«. Gestresst hetzen wir bald wieder vom nächsten zum übernächsten Termin, immer die Augen geradeaus, und verpassen Gottes liebevoll gestaltetes »Fünf-Sinne-Menü«. Nur von Zeit zu Zeit wird hastig ein flüchtiger Blick darauf geworfen, doch all das Gute und Schöne wird ungenutzt liegengelassen. Ohne die notwendige innere Stärkung und unseren Dank an Gott hetzen wir weiter durchs Leben.
In Psalm 103 Vers 2 sagt David: »Preise den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht alle seine Wohltaten.« Um Gottes Wohltaten zu erkennen, benötigen wir aufmerksame Augen oder besser: alle fünf Sinne. Schnell kommt man dann aus dem Staunen und Danken nicht mehr heraus. Was für eine »leckere Mahlzeit« für Leib und Seele! Rudolf Gerhardt