Neid, Krieg und Mord waren üblich in der Familie der Merowinger, die die drei Teilstaaten des Frankenreiches (heutiges Frankreich, Belgien und Westdeutschland) beherrschten. Ein halbes Jahrhundert lang war es eine westgotische Prinzessin und fränkische Königin des östlichen Teilstaates, die diese Form der Politik bestimmte: Brunhilde (ca. 550-613). Hatte man anfangs noch von »feiner Bildung«, »klugem Geist« und »züchtigem Benehmen« gesprochen, so stachelte sie bald ihren königlichen Gemahl zum Bruderkrieg auf und setzte nach seiner frühen Ermordung alles daran, die Herrschaft über den Gesamtstaat zu erringen. Sie bestimmte ihren Sohn, zwei Enkel und schließlich einen Urenkel zum Krieg mit deren Vettern. Zuletzt aber wurde sie von eigenen Adligen gefangen genommen, an ihren Hauptgegner, den König des westlichen Teilstaates, ausgeliefert, der sie drei Tage lang foltern und dann von Pferden zu Tode schleifen ließ. Ihr schreckliches Ende vor 1400 Jahren und die Tatsache, dass gerade ihr Todfeind und Neffe das Frankenreich unter seiner Herrschaft einen konnte, zeigt die Vergeblichkeit allen selbstsüchtigen politischen Bemühens.
Immer wieder drängen neue Menschen hin zu Macht und Reichtum. Die Mittel der Auseinandersetzung mögen heute - abgesehen von Despotie und Terrorismus - zivilisierter sein, aber Neid, Heimtücke und Unbarmherzigkeit sind immer noch dieselben. Nur die Bewahrung gottgegebener Lebensordnungen und die Einsicht, dass Gott entweder als Erlöser durch Jesus Christus oder als Richter im Blick auf die Ewigkeit die wahren Lebenskriterien für uns sind, können zu einem menschenwürdigen Dasein und zu einer festen Hoffnung auf ein ewiges Leben in der Gemeinschaft mit Gott führen. Gerhard Jordy