Im Gegensatz zu Jähzorn und Wut ist Sanftmut eine angenehme Wesensart. Mit Menschen, die ein sanftmütiges Wesen haben, ist man gerne zusammen, gerne befreundet. Jesus ist das beste Beispiel für so einen Menschen. Er hat diese Tugend in Vollkommenheit vorgelebt und fordert seine Nachfolger auf, diese besonnene, gütige Haltung ebenso an den Tag zu legen. Hieran knüpft er sogar eine Verheißung: Ruhe für die Seele.
Sanftmut hat nichts mit Schwäche oder Verweichlichung zu tun, denn zerlegt man das Wort, ergeben sich die zwei Worte »sanft« und »Mut«. Etwas Sanftes ist angenehm. Nicht hart und kalt wie ein Stein, sondern warm, herzlich, milde. Gott vergleicht sein Wesen auch einmal mit dem einer Mutter: »Ich will euch trösten, wie einen eine Mutter tröstet« (Jesaja 66,13). Ein gutes Bild für Sanftmut, denn ich meine, sie hat auch etwas Mütterliches.
Mut hingegen ist eine Eigenschaft, die es erfordert, sich etwas zuzutrauen. Mutige Menschen sind fähig, Wagnisse einzugehen. Sie können klar und offen ihre Meinung sagen. Sie stehen couragiert für Dinge ein, die ihnen etwas wert sind, auch wenn die Mehrheit anders denkt. Für die Wahrheit, für die Nächstenliebe oder für ihren Glauben beispielsweise.
Manche mögen denken, Mut und Sanftheit seien ein Gegensatz, aber weit gefehlt. Jesus war sehr mutig. Er hat seine Mission beherzt ausgeführt und mit deutlichen Worten die religiöse Obrigkeit in die Schranken gewiesen, obwohl er wusste, dass dieser Weg ihn zum Kreuz führen würde. Dennoch war er der freundlichste, sanftmütigste und gütigste Mensch, der je über die Erde gegangen ist. Diese Charaktereigenschaft selbst anzustreben und zu verinnerlichen, ist herausfordernd und lohnend zugleich.
Daniela Bernhard