So fragten die Boulevardblätter nach der Tsunami-Katastrophe am 26. Dezember 2004. Ja, wo war er da? Natürlich, wie immer, an den Schalthebeln des Universums und auf dem Thron unumschränkter Macht. Ihm war nichts entgangen, auch hatte ihm der Teufel kein Schnippchen geschlagen, denn das kann er nicht, weil er auch nur ein Geschöpf Gottes ist.
Gestern noch provozierten die gleichen Blätter den Höchsten mit Bildern und Texten, die klar zeigten, dass sie sich keinen Deut darum scherten, was ein solcher Gott davon hält. Und heute soll er so mächtig sein, dass er den Tsunami verhindern könnte. Seine gerechten Forderungen, etwa in den Zehn Geboten, spielten gestern überhaupt keine Rolle, und heute klagt man ihn wegen Tatenlosigkeit an.
Dies zeigt: Die Haltung der meisten Leute ist, dass Gott – wenn es ihn denn geben sollte – für ein angenehmes Leben zuständig ist, sonst hat er sich bitteschön im Hintergrund zu halten.
Lesen Sie den Tagesspruch, so ergibt sich ein völlig anderes Bild: Da ließ Gott 18 Menschen von einem Turm erschlagen. Das sollten sich die anderen Sünder zu Herzen nehmen und Gottes Vergebung suchen. Gott will nämlich nicht, dass alle umkommen, sondern dass sie umkehren zu ihm, damit sie gerettet werden. Katastrophen sind also ein dringender Appell an alle, Gottes Drohungen ernst zu nehmen. Er muss leider so deutlich werden, weil wir Menschen auf Freundlichkeiten nicht sachgerecht reagieren. – Wenn alles Elend dieser Welt nur ein mahnender Vorgeschmack der endgültigen Katastrophe sind, wie schrecklich muss diese dann sein!
Hermann Grabe