»Bei mir im Garten wachsen das ganze Jahr über Champignons«, sagte ein Bekannter. Auf die Frage: »Auch jetzt im Schnee?«, antwortete er: »Na klar, ich sagte doch: Das ganze Jahr hindurch.« Sein Freund wollte dies Wunder nun aber auch gleich besehen. »Nun, mit dem Sehen ist das so eine Sache im Winter, da stecken sie nur als ein dünnes Fadengeflecht im Erdboden. Erst wenn es richtig warm wird und feucht dazu, kommen die Sporenträger – man könnte sie auch beinahe Früchte nennen – als Pilze aus der Erde. Das wird aber erst im Spätsommer soweit sein.«
So wie das Pilzmyzel im Boden steckt und nur auf günstige äußere Verhältnisse wartet, um sich vor aller Welt zu zeigen, so wartet auch im Herzen jedes Menschen das Myzel von allerhand Giftpilzen, die bloß auf eine günstige Gelegenheit lauern, ihre heillosen Früchte zu zeigen.
Man kann nur staunen, wie wenig dazu genügt, dass sich alte Freunde in der Wolle liegen, dass Habgier und Missgunst das Klima in der Verwandtschaft, am Arbeitsplatz, in der Gesellschaft und unter ganzen Völkern vergiften kann, so dass es zu Krieg und Mord kommt und keiner mehr dem anderen über den Weg traut.
Der Herr Jesus Christus sagt, unser Herz ist mit allem möglichen Bösen erfüllt; aber er hat auch den Weg gezeigt, wie wir dies gefährliche Pilzgeflecht steril halten können. Wer Gott um Vergebung seiner Schuld gebeten hat, den erinnert er durch seinen Geist an seine Gebote, und gleichzeitig gibt er auch die Kraft und den Willen, sie zu halten. Da hat das Böse keine Chance – aber auch nur dann!
Hermann Grabe