Das waren schlimme Zeiten! Das Nordreich Israel war schon den grausamsten Eroberern der Antike, den Assyrern, zum Opfer gefallen, und nun stand das Heer der Eroberer vor der Hauptstadt des Königreichs Juda, vor Jerusalem, um es zu einzunehmen.
Zuvor hatte der König Sanherib noch einen Brief an Hiskia, den König der Juden geschickt, in dem er Gott verspottete und beschrieb, wie sinnlos eine Verteidigung Jerusalems sei. Diesen Brief trug Hiskia in den Tempel und breitete ihn vor Gott aus. Dazu bat er Gott um Befreiung aus dieser schrecklichen Gefahr und sagte unter anderen die Worte unseres Tagesverses.
Hiskia war es klar, dass er nicht auf seine guten Werke verweisen durfte, so als sei Gott ihm die Rettung aus der Hand der Feinde schuldig. Vor Gott hat auch der Frömmste nichts vorzuweisen, weil wir alle Schuldner vor Gott sind und von seiner Gnade abhängen.
Es gab aber etwas, worauf sich der König in seiner Bedrängnis berufen konnte: Er wusste, dass er auf Gottes Seite stand und dass Sanherib den HERRN, den großen Gott und Schöpfer aller Dinge verhöhnt hatte. Er hatte ihn den leblosen Götzen aus Holz und Stein und aus Silber und Gold gleichgesetzt, die von den bereits eroberten Völkern angebetet wurden. Ja, er hatte sich über Gott erhoben und gesagt, aus seiner Hand könne auch Hiskias Gott nicht retten. Darum erwartete Hiskia, dass Gott für seine eigene Ehre eintreten und Sanherib bestrafen würde.
Dazu gehört viel Glaubensmut, aber auch ein gutes Gewissen; denn hätte er diese Hoffnung haben können, wenn auch er selbst fremde Götzen verehrt hätte? Mit einem guten Gewissen aber dürfen auch wir auf Gottes Hilfe rechnen, wenn seine Ehre auf dem Spiel steht.
Hermann Grabe