Nashörner sind – soviel man hört – normalerweise ganz friedliche Tiere. Wenn man bei einer Safari auf sie trifft, sollte man trotzdem nicht zu nahe an sie herankommen und die Großaufnahmen lieber mit dem Teleobjektiv vom Deck des Landrovers aus machen. Man sagt nämlich, dass sie sehr schreckhaft sind und sich sogar von einem schnell vorüberfliegenden Vogel in Panik bringen lassen. Dann rennen sie alles um, was ihnen im Weg steht. Und wenn bis zu 3,6 Tonnen auf 50 km/h gebracht werden, ergibt dass eine kinetische Energie, der nicht einmal ein Lastauto standhält.
Es gibt auch solche Menschen. Sie sind gewöhnlich harmlos, doch wenn man ganz zufällig und ohne jede Absicht mit einer Bemerkung auf eine wunde Stelle in ihrer Seele trifft, kann man sein blaues Wunder erleben. Wir äußern laut unser Erstaunen über ein solches Verhalten oder gehen sogar in Verteidigungsstellung, doch dann haben wir restlos alles falsch gemacht.
Wenn wir den Frieden bewahren möchten, hilft nur noch unser Tagesvers, also Stillschweigen, bis das Schlimmste vorbei ist. Aber auch danach sollten wir nicht versuchen, uns zu rechtfertigen, sondern die Sache auf sich beruhen lassen. Das wiederum ist nur möglich, wenn wir glauben können, dass Gott alles kennt und weiß, dass wir nicht absichtlich diesen wunden Punkt berühren wollten. Ein gutes Gewissen ist tatsächlich ein sanftes Ruhekissen, wie das Sprichwort sagt.
Wir werden erleben, dass der gestern so aufgebrachte Mensch am nächsten Tag völlig wieder so ist, wie wir ihn gewöhnlich kennen, nämlich freundlich, hilfsbereit und umgänglich. Den benötigten langen Atem nennt die Bibel Langmut. Und die kann man bei Christus lernen.
Hermann Grabe