Tiefe Feindschaft herrscht zwischen den Bewohnern von Gschaid und Millsdorf. Doch schaffen es die Geschwister Konrad und Sanna, die verfeindeten Alpendörfer wieder miteinander zu versöhnen? Darum geht es in der Novelle »Bergkristall« von Adalbert Stifter.
An Heiligabend brechen die beiden Kinder, deren Eltern getrennt leben, bei mildem Wetter auf, um ihre Mutter auf der anderen Seite des Berges zu besuchen. Doch plötzlich schlägt das Wetter um, und sie verirren sich in dichtem Schneetreiben. Für die Nacht finden sie Zuflucht in einer vereisten Berghöhle, wo sie auf den geheimnisvollen Bergkristall stoßen. Als die Kinder vermisst werden, steigen Suchmannschaften aus beiden Dörfern zum Berggipfel auf. Der in der Sonne glitzernde Bergkristall zeigt ihnen die Stelle, an der die Kinder erschöpft zusammengebrochen sind. Aus Dankbarkeit versöhnen sich die alten Feinde.
In diesem Märchen ist es die magische Macht eines Kristalls, die zur Versöhnung verfeindeter Menschen führt. Aber welchen Weg gibt es, außerhalb der Märchenwelt zur Versöhnung zu gelangen?
Nur Gott allein kann wahre Versöhnung schaffen. Die Bibel fordert uns auf: »Lasst euch versöhnen mit Gott!« (2. Korinther 5,20). Erst dann sind wir in der Lage, uns auch miteinander zu versöhnen, selbst wenn es menschlich gesehen aussichtslos erscheint. Wer Vergebung von Gott erfahren hat, ist auch in der Lage, seinen Mitmenschen zu vergeben. Kindliches Vertrauen ist durchaus eine gute Sache, die Frage ist nur, worauf wir unser Vertrauen setzen. Auf die Kraft der Kristalle und Berggeister oder auf den lebendigen Gott, der seinen Sohn dahingegeben hat, um die Welt mit sich selbst zu versöhnen (Kolosser 1,20)?
Uwe Harald Böhm