Meine Frau und ich haben eine nette Seniorenwohnung oben in einem ruhigen Vierfamilienhaus. Trotzdem habe ich mir im Keller eine kleine Zweitwohnung eingerichtet. Sozusagen als Zufluchtsort für alle Fälle. Mit Teppichboden, mit Rollos vor den Kellerfenstern und sogar mit Blumen, wenn auch künstlichen. Alles, was der Mensch braucht, findet sich in meinem Privatasyl. Da mache ich gut und gerne mein Nickerchen zur Mittagszeit auf dem Gästebett zwischen Kühltruhe und Wäschetrockner. Auch wenn es im Sommer oben unterm Dach zu warm ist oder wenn wir Besuch haben. Da unten stört mich kein Telefon, kein Motorenlärm von der Straße und nicht das laute Türenschlagen der Autos. Auch beschäftige ich mich da unten gern und oft bastelnderweise. Besonders wenn mir »oben« alles zu viel wird, führt mich meine Flucht direkt ins Kellerasyl, wo ich mit dem Trimmfahrrad auf der Stelle trete. Je mehr mich oben in der Wohnung stört oder nervt, desto härter betreibe ich mein Konditionstraining und fühle mich so wesentlich besser als nach stundenlanger Konversation bei Kaffee und Kuchen. Statt all dem Gerede komme ich im Keller zum Nachdenken. Dabei kommen mir die tollsten Ideen, von denen ich schon viele in die Tat umgesetzt habe.
Mein Kellerasyl ist Zufluchtsort, Bastelraum, Schlafgemach und Fitness-Studio in einem. Doch Asylbewerber haben keine Chance, weil ich auch hier mit meinem Herrn und Heiland Jesus Christus ständig im Gespräch bin. Ob beim Werkeln, Trimmen, oder was auch immer, brauche ich seine Nähe und Hilfe. Und wenn ich schlafe, dann tue ich das dankbar in seiner Geborgenheit. Gott ist und bleibt meine Zuflucht alle Zeit. Karl-Heinz Gries