»Zur Zeit sind alle Leitungen besetzt. Bitte haben Sie einen Augenblick Geduld«, oder nur kurz und knapp: »Bitte warten!«, vertröstet mich eine anonyme Stimme auf Band, wenn ich bei Firmen oder Behörden anrufe. Warteschleifen nennt man das, und die haben etwas Zermürbendes. Zumindest für mich, weil ich so wenig Geduld habe. Die Wartezeit erscheint mir vergeudet, leer, sinnlos. Bevor sich am anderen Ende endlich jemand meldet, muss ich mir die Aufforderung zum Warten noch mehr oder weniger öfter anhören. Ich kenne aber auch Wartezeiten, die gefüllt sind mit kleinen und großen Ängsten. Wartezeiten vor einer Prüfung oder einer Operation. Freudig gespannt ist die Erwartung vor dem Urlaub. Fesselnd ist für mich das Warten auf lang ersehnten Besuch, die Geburt eines Kindes oder sonst ein freudiges Ereignis.
Die Adventszeit aber ist für mich die schönste Wartezeit des Jahres, denn sie erinnert mich daran, dass Jesus gekommen ist und der Welt das Heil brachte, das wirksam wird für alle, die es annehmen. Adventlich ist unser Warten, wenn wir uns auf den ausrichten, der nicht nur kam, sondern wiederkommen wird. Solch ein Warten kennt weder Leere noch Langeweile, sondern bringt alle Probleme und Hoffnungen in die richtige Perspektive. Dazu sagt uns Gott in der Bibel: »Sei stille dem Herrn und warte auf ihn« (Psalm 37,7). »Seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten« (Lukas 12,36). »Unser Bürgerrecht ist im Himmel, woher wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus Christus« (Philipper 3,20). »Wir warten auf den neuen Himmel und die neue Erde, die Gott uns zugesagt hat. Wir warten auf diese neue Welt, in der es endlich Gerechtigkeit gibt« (2. Petrus 3,13). Karl-Heinz Gries