Ertappt – und auch noch beim Ehebruch! Die frommen Pharisäer schleppen die Frau zu Jesus. Im Nu bildet sich eine große Menschentraube. In der Mitte die Frau. Alle können sie sehen. Am liebsten wäre sie wohl in den Boden versunken. »Meister«, sagen sie heuchlerisch zu Jesus, »diese Frau ist eine Ehebrecherin, sie wurde auf frischer Tat ertappt. Nach dem Gesetz Moses muss sie gesteinigt werden. Was sagst du dazu?«
Doch Jesus reagiert gelassen. Er schweigt zunächst und schreibt etwas in den Sand. Dann aber sagt er: »Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie.« Eine peinliche Stille breitet sich aus. Plötzlich ist jeder mit seiner eigenen Schuld konfrontiert. Einer nach dem anderen verlässt den Schauplatz. Nur die Frau bleibt vor Jesus stehen. »Wo sind sie geblieben?«, fragt er die Frau. »Hat dich keiner verurteilt?« Als die Frau verneint, antwortet Jesus: »Ich verurteile dich auch nicht, du darfst gehen. Sündige von jetzt an nicht mehr!«
Die Frau, deren Sünde offenbar geworden ist, erlebt, was Gnade ist. Wie kann sie der Strafe entgehen, die ihr nach dem Gesetz Gottes zugewiesen wird? Indem ihre Sünde – wie es heute geschieht – einfach zur Bagatelle erklärt wird? Nein, das wird Gottes Heiligkeit nicht zulassen, Sünde einfach zu übergehen. Das Gesetz ist unerbittlich, aber die Gnade kann dem Sünder Vergebung gewähren. Weil der Herr Jesus für unsere Sünden am Kreuz starb und damit die Strafe auf sich genommen hat, kann diese Frau und können auch wir frei ausgehen. Allerdings gilt auch uns mit der Vergebung die Aufforderung: Sündige von jetzt an nicht mehr!
Günter Seibert