Aber Mose erwiderte: »O Herr, ich bin kein guter Redner; ich bin es nie gewesen.
2. Mose 4,10
Das Versprechen klingt traumhaft: Wer diesen Stein küsst, soll zum wortgewandten Redner werden. Der sagenumwobene Stein der Redekunst ist Teil von Blarney Castle, einem alten Schloss im Süden Irlands. Etwa 300 000 Besucher nehmen dort jedes Jahr lange Wartezeiten in Kauf, um den Turm der Schlossruine zu besteigen und dem Stein einen Kuss aufzudrücken. Als prominentes Beispiel gilt der ehemalige Premierminister Winston Churchill, der als überzeugender Redner in die Geschichte eingegangen ist.
Manche Menschen können sich gut ausdrücken und ihre Interessen unmissverständlich vertreten. Mir dagegen fällt es oft schwer, die richtigen Worte zu finden. Häufig gibt es Situationen, in denen ich mich sprachlos fühle. Gerade wenn mein Gesprächspartner eine andere Meinung vertritt, kostet es mich Überwindung, den Mund aufzumachen. Woher bekomme ich die Weisheit, meine Aussage so zu formulieren, dass sie beim anderen eine positive Wirkung erzeugt?
Als Mose einem Auftrag Gottes mit dem Hinweis auf seine mangelnde Redekunst ausweicht, erinnert Gott ihn daran, wer ihm den Mund gegeben hat. Der Schöpfer selbst sagt ihm seine Hilfe beim Reden zu. Darum darf auch ich mich im Gebet an den lebendigen Gott wenden und ihn um Weisheit bitten. In Jakobus 1,5 ermutigt er uns: »Wenn es aber einem von euch an Weisheit fehlt, bitte er Gott darum, und sie wird ihm gegeben werden; denn Gott gibt allen gern und macht dem, der ihn bittet, keine Vorhaltungen.« Trotz meinem Gebet verläuft nicht jedes Gespräch wunschgemäß. Doch ich weiß: Gott ist mir in allen Alltagssituationen nah. Darum will ich mein Vertrauen auf ihn statt auf geheimnisvolle Steine setzen – er versteht mich sogar, wenn mir die Worte fehlen.
Andreas Droese