Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges meldet sich der 19-jährige Gerhard Wetzel zur Marine. Nach der Ausbildung zum Unteroffizier wird er 1942 zur U-Boot-Flotte eingezogen. In den Booten ist es unvorstellbar eng. Aus Platzmangel schlafen manche auf Tischen. Die Matrosen umwickeln ihre Füße mit Lumpen; es sollen keine Geräusche entstehen, damit der Feind das Boot nicht orten kann. Zwei Jahre später erfolgt die Versetzung zum U-Boot-Stützpunkt Kiel. Die erste Fahrt geht in Richtung norwegische Küste. Bei Stavanger wird durch Beschuss von Fliegern der lebenswichtige Schnorchel beschädigt. Das U-Boot kann sich jedoch nach Trondheim retten, wo es repariert werden soll. Auf dieser Fahrt erkrankt Gerhard Wetzel und kommt ins Lazarett. Als er wieder halbwegs gesund ist, meldet er sich für den nächsten Einsatz zurück. Dort erklärt man ihm: »Wir haben gar nicht mehr mit Ihnen gerechnet und deshalb einen Ersatzmann für Sie vorgesehen.« Das Boot läuft ohne ihn aus. Im Eismeer wird es von britischen Bomben getroffen und sinkt »mit Mann und Maus«.
49 Jahre nach dieser Katastrophe wird dem 80-jährigen Gerhard Wetzel klar, dass am Kreuz von Golgatha etwas ähnliches geschehen ist: Ein »Ersatzmann« ist für ihn gestorben, freiwillig und aus Liebe zu ihm. Jesus Christus starb den Tod, den Gerhard aufgrund seiner Sünden verdient hatte. »Er war durchbohrt um unserer Vergehen willen, zerschlagen um unserer Sünden willen« (Jesaja 53,5). Seinem ersten Ersatzmann kann Gerhard Wetzel nicht mehr danken. Sein zweiter und noch viel wichtigerer »Ersatzmann« Jesus Christus aber ist auferstanden und lebt. Ihm dankt er fortan täglich für seine Liebestat. Peter Güthler