»Der Berliner Abort- und Schwangerschaftsmaler Heinrich Zille ist zum Mitglied der Akademie der Künste gewählt … worden. ›Verhülle, o Muse, dein Haupt!‹« So konnte man es 1924 in einem Berliner Blatt lesen.
Warum äußerte sich der Autor so abfällig über die späte Ehrung eines Mannes, der als Zeichner über die Grenzen seines Landes hinaus berühmt geworden war und der heute vor 75 Jahren starb? Zille (1858-1929), ein Kind der Arbeiterviertel des Berliner Ostens, hatte zeitlebens die Liebe zu dem »Milljöh« der Ärmsten der Armen in den Elendsvierteln der aufstrebenden Industriestadt Berlin bewahrt. Humoristisch, aber noch mehr sozialkritisch hielt er der Gesellschaft mit seinen Bildern die menschenunwürdige Not ihrer untersten Klasse vor Augen. Das wurde von denen, die im Wohlstand lebten, nicht gern gesehen: »Der Kerl nimmt einem ja die ganze Lebensfreude!« Dass viele Menschen überhaupt keine Lebensfreude hatten, wie Zilles Bilder deutlich zeigen, blieb außerhalb jeder Überlegung. Der Mensch ist nun einmal von Natur aus Egoist.
Wie anders ist doch Gott! Unser Tages-Bibelvers sagt es deutlich. Gott nimmt sich gerade derer an, die in ihrer Mühsal nicht mehr ein und aus wissen. Die größte Not des Menschen, die zwischen ihm und uns stehende Sünde, hat Gott durch Jesus Christus am Kreuz beseitigt, und demjenigen, der den Sohn Gottes als Erretter annimmt, will Gott zum liebenden Vater werden, der ihn auch in den größten Schwierigkeiten des Lebens nicht verlässt. Und der, dem so geholfen worden ist, wird auch ein völlig neues Mitgefühl, ja Liebe für die Mühseligen in seiner Umgebung bekommen. Gerhard Jordy