Es war richtig spannend zu beobachten, wie ein Schlinggewächs täglich größer wurde und seine Ranken nach oben hielt. Es schien, als könne es den untersten Ast eines Baumes über ihm sehen, an dem es sich festhalten wollte. Tatsächlich, eines Tages hatte es ihn erreicht und schlang seine Tentakeln um das Holz.
Doch in der nächsten Nacht schon kam ein heftiger Sturm auf, und am Morgen lag die Pflanze zusammengesunken auf dem Boden. Der Ast, an dem sie Halt gesucht hatte, war morsch gewesen und hatte dem Sturm nicht widerstehen können. Hätte sie das gewusst!
»Ja, hätte ich das gewusst!«, sagen viele Menschen auch, die ihre Hoffnung auf etwas gesetzt hatten, was den »Stürmen des Lebens« nicht standhielt. Wie mancher hat Aktien eingekauft, die ihm hohe Zinsen versprachen, um für sein Alter Vorsorge zu treffen, und dann war plötzlich alles verloren. Tüchtige Sportler meinten, damit genügend Geld verdienen zu können, so dass sie auf anderweitige Berufsausbildung keinen Wert legten - und dann kam der Unfall.
Unser Tagesvers sagt, auf wen der Psalmensänger David sein Vertrauen setzte. Ihm war klar, dass alles, außer dem Schöpfer des Weltalls selbst keinen zuverlässigen Halt geben kann, und darum versuchte er es auch gar nicht erst, sich daran zu klammern. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir unseren Verstand und unseren Willen und auch unseren Fleiß nicht anzuwenden brauchen, um für uns zu sorgen; aber letztlich muss uns klar sein, dass es Gottes Güte ist, die uns schützend durch dies Leben trägt. Sie lässt uns so manches gelingen und nimmt uns wohl auch dies und jenes, weil es nicht gut für uns ist. Diesem Gott sollten auch wir uns anvertrauen!
Hermann Grabe