Halloween, das keltische Geisterfest, gab es schon vor undenklichen Zeiten. Wie kommt es aber, dass es sich erst in jüngster Vergangenheit bei uns durchgesetzt hat? Früher feierten die Lutheraner am 31. Oktober den Thesenanschlag Martin Luthers. Gleich am nächsten (Allerheiligen) und übernächsten Tag (Allerseelen) gedachten insbesondere Katholiken der verstorbenen Gläubigen. Am 11. November folgte dann der Martinstag. – Ich meine, dass Halloween sich heute deshalb so stark verbreitet und widerstandslos die Reste christlichen Brauchtums überrennt, weil die meisten Leute gar nichts mehr von dem christlichen Erbe wissen und nicht einmal etwas damit zu tun haben wollen.
Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Umzüge mit den oft liebevoll selbst gebastelten Laternen. Kennen Sie auch noch die Lieder, die dazu gesungen wurden? In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg waren es Kirchenchoräle oder besonders für den Martinstag gedichtete Kinderlieder. Im Lauf der folgenden Jahre verschwand der Gesang immer mehr, weil die Kinder die Lieder nicht mehr lernten, und der einst friedliche Umzug verkam zu einem Rennen von einer ergiebigen Spendenquelle zur nächsten. Weder Kinder noch Eltern konnten noch einen tieferen Sinn darin erkennen.
In das so entstandene Vakuum drang jetzt ungehindert ein anderer Geist, der Geist des Heidentums, der sich durch Schabernack und Drohungen auszeichnet. Ich weiß, dass auch das schöngeredet wird, indem man versucht, darin etwas Positives zu erblicken. In Wirklichkeit aber gibt Halloween dem Bösen in unserem Herzen nun die Legitimation, sich auszuleben. Wir können das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen; aber wir können daraus lernen, wie wichtig der Gottesbezug für ein Volk ist.
Hermann Grabe