Der Psychologe Walter Mischel machte in den frühen 1970er-Jahren ein interessantes Experiment zur Selbstkontrolle von 4 bis 6-jährigen Kindern. Dazu setzte er dem jeweiligen Kind ein Marshmallow vor und versprach ihm, dass es ein zweites bekäme, wenn es 15 Minuten warten könne, ohne die Süßigkeit zu essen. Die kleinen Probanden reagierten unterschiedlich: Manche konnten es kaum aushalten, das Marshmallow vor sich auf dem Tisch zu sehen. Sie begannen, daran zu riechen, es abzulecken und aßen es schließlich ungeduldig auf. Andere schafften es für einige Minuten, der süßen Versuchung zu widerstehen, bis sie schließlich doch in das Marshmallow bissen. Einige Kinder aber hielten es tatsächlich die volle Viertelstunde aus und wurden dann mit einem zweiten Marshmallow belohnt. In späteren Jahren stellte der Wissenschaftler fest, dass die damals disziplinierten Kinder im Vergleich zu den ungeduldigen bessere Schulabschlüsse hatten, selbstbewusster und stressresistenter waren, mehr Selbstvertrauen hatten und in stabileren Beziehungen lebten.
Das Wissen, dass am Ende die Belohnung wartet, prägt auch das Christsein. Beharrlichkeit, Selbstbeherrschung und Geduld sind wichtige christliche Tugenden. Wie das beschriebene Experiment zeigt, formen sie die Persönlichkeit positiv. In Krisenzeiten geduldig auszuhalten, auf die Erfüllung von Wünschen warten zu können und auch bei Gegenwind an Gottes Versprechen festzuhalten, macht den Charakter von Menschen aus, die tiefes Gottvertrauen besitzen. Der Glaube an Jesus Christus und seine Erlösungstat am Kreuz versprechen weder materiellen Luxus noch irdischen, kurzweiligen Spaß. Im Gegenteil, Anfeindungen und Nöte gehören dazu. Absolut sicher können die Gläubigen jedoch im Blick auf ihre spätere Belohnung sein: ewiges Leben bei Gott.
Daniela Bernhard