Kennen Sie den Unterschied zwischen »gut« und »böse«? Ohne diese Differenzierung gäbe es keine Verantwortung, kein Gewissen und keine Moral. Doch scheint diesbezüglich gerade in unserer Zeit Unklarheit zu herrschen. Geschwunden sind nicht nur der gesellschaftliche Konsens darüber, welche konkreten Taten für gut oder böse zu halten sind, sondern auch die Maßstäbe, um das zu bemessen. Wer bestimmt eigentlich, was gut und böse ist? Wer legt das fest? Ist das Gute immer und überall »gut«, und ebenso das Böse? Kann sich die Grenze zwischen beidem im Laufe der Zeit verschieben? Oder ändern sich bloß unsere Ansichten darüber?
Die einen meinen, »gut« sei das, was zu einer bestimmten Zeit in einer bestimmten Gesellschaft Sitte sei. Sie wollen »gut« und »böse« an dem festmachen, was in einer Gesellschaft üblich ist. Dann müsste man zugestehen, dass z.B. Willkür dort, wo sie »üblich« ist, auch »gut« ist.
Andere sagen natürlich: Nein, so geht das nicht. Gut ist in Wahrheit nur, was den Menschen glücklich macht, und böse ist, was für den Menschen schlecht ist. Sind die Drogen, die jemanden glücklich machen, dann »gut«?
Dann gibt es solche, die verlassen sich darauf, dass ihr Gewissen ihnen schon sagen wird, was »gut« ist und was »böse«. Sie meinen nämlich, sie hätten das untrüglich »im Gefühl«.
Wieder andere meinen, das Ganze sei Privatsache, und in der Moral sei alles relativ.
Und die Weltreligionen machen die ganze Problematik auch nicht besser, weil sie auch keine einheitliche Meinung dazu abgeben. Wo können wir die Wahrheit über diese schwierige Frage finden? Sicher wäre es gut, sich heute darüber einmal gründlich Gedanken zu machen. Peter Lüling