Als noch ruhige Zeiten waren, hatte sich eine junge Frau in Frankreich ein Kästchen zurechtgemacht, in dem zweihundert Zettel lagen. Aufjeden hatte die Frau eine Verheißung aus der Bibel geschrieben, ein Versprechen also, das Gott in seinem Wort gegeben hatte.
Nun aber war der zweite Weltkrieg ausgebrochen, und Not und Zerstörung waren über das Land hereingebrochen; auch gab es kaum etwas zu essen. Da fiel der Frau ihr Kästchen ein. »Welche von all diesen Verheißungen darf ich wohl in dieser meiner Not auf mich anwenden?«, fragte sie sich voller Zweifel. Es war eben etwas ganz anderes, in guten Zeiten etwa bei Kaffee und Kuchen von Gottes Durchhilfe zu plaudern, als wenn Mangel und Gefahren allgegenwärtig sind und man ohne die göttliche Hilfe nicht ein noch aus weiß.
Sie nahm das Kästchen aus dem Schrank. Dabei fiel es ihr aus der Hand, und alle Zettel wurden im Zimmer verstreut. Hatte sie nicht wissen wollen, welche Verheißung ihr galt? Nun lagen alle 200 da. Zu ihrem Glück konnte sie glauben, dass der große Gott ihr damit zeigen wollte: Sie gelten alle, völlig unabhängig von den Umständen des Lebens, sowohl die großen und ewig wichtigen, wie auch die kleinen, die das alltägliche Leben betreffen. Das hat sie dann auch erfahren.Später konnte sie mit dieser Geschichte vielen Mut machen.
Gott hat uns nicht versprochen, uns vor allen Schwierigkeiten zu bewahren; aber er hat uns wohl versprochen, uns auf eine Art durch alles hindurch zu bringen, bei der wir auf Schritt und Tritt seine Durchhilfe spüren können, damit wir ihn nicht durch Zweifel und Murren verunehren. Das gilt heute noch genauso wie in den Wirren des großen Krieges.
Hermann Grabe