Urlaub an der Nordsee war für unsere Kinder immer etwas Besonderes. Neben der Badehose waren Schippe und Eimer die wichtigsten Urlaubsutensilien. Stundenlang verbrachten sie in der Nähe der heranrollenden Wellen, um ihre Kunstwerke aus feuchtem Sand entstehen zu lassen. Hohe Türme, Wassergräben, Tunnel und Brücken und hohe Befestigungswälle umgaben die Bauwerke.
Aber trotz stundenlanger Mühe und Arbeit, rechneten die Kinder mit einem nicht zu verhindernden Ereignis: der Flut. Sie würde mit Sicherheit kommen und sich ihre stundenlange Arbeit Stück für Stück holen. Sie waren deshalb nicht überrascht, als die Wellenkämme höher wurden und ihre Ausläufer die Sandburg wegleckten. Der nächste Tag und das nächste Bauwerk waren bereits vorprogrammiert.
Ein Bild für unser Leben. Auch wir sind ein Leben lang damit beschäftigt, unseren Lebensbau zu berechnen, zu planen, zu errichten. Schutzwälle von Vorsorgemaßnahmen sollen ihn absichern helfen. Und doch unterscheiden wir uns elementar von den kleinen Sandburgenbauleuten. Wir rechnen nicht mit der Vergänglichkeit. Irgendwann kommt die Flut. Dann müssen wir loslassen und hergeben. Können nicht noch einmal neu beginnen. Dann werden die Fundamente unseres Lebens unterspült und schonungslos freigelegt. Und dann zeigt sich, ob wir die Ewigkeit als entscheidenden Faktor bei unserem Lebensgebäude berücksichtigt haben. Sie kommt so sicher wie die Flut an der Nordsee. Noch gilt die Einladung aus Gottes Wort: »Denn einen anderen Grund (Fundament) kann niemand legen, außer dem der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus!« Rudolf Gerhardt